Piraten der Kanaren

Schauplätze der Piratenüberfälle auf Lanzarote

Arrecife: Castillo San Gabriel / (c) Rudek
Arrecife: Castillo San Gabriel / (c) Rudek

Sir Francis Drake, Robert Blake or François le Clerc... was zunächst nach den Schauspielern eines Hollywood Blockbusters klingen mag, fürchteten Seefahrer wie Einheimische der Kanarischen Inseln. Sir Francis Drake gilt in England noch heute als Held. In Spanien ist er besser bekannt als El Draque, der spanischen Aussprache und Schreibweise seines Namens entsprechend.  Lang bevor Hollywood die Seefahrerromantik und Piratengeschichten inszenierte, terrorisierten schwer bewaffnete Piraten die Meere und Küsten. Zwischen dem damaligen Reichtum Europas und den entdeckten Schätzen der neuen Welt waren die Kanarischen Inseln ein begehrtes Ziel von Überfällen und Plünderungen.

 

CASTILLOS UND KANONEN FÜR SCHUTZ UND VERTEIDIGUNG

 

Auf den Inseln wurde sogenannte Castillos (Festungen) and Festungstürme errichtet, damit die Küstenlinien überwacht und das Meer beobachtet werden konnten - ein Frühwarnsystem vor unbekannten Segeln am Horizont. Die Einwohner Lanzarotes zahlten Steuern, damit diese Festungen errichtet werden konnten. 

Teguise: Museo de la Piratería / (c) Rudek
Teguise: Museo de la Piratería / (c) Rudek

Im Museum "Museo de la Piratería" in Teguise (Lanzarote) lässt sich am Originalschauplatz im Castillo de Santa Barbara, die älteste Festung Lanzarotes entdecken. Die Geschichte des Gebäudes beginnt nach einer wahren Plage sich wiederholenden Pirateninvasionen und Freibeuterüberfällen. Es wurde im 16. Jahrhundert als ein Piraten-Wachturm errichtet und 1588 vom bekannten Architekten Leonardo Torriani verstärkt und ausgebaut.

 

ES BESTAND HANDLUNGSBEDARF!

 

Der erste Piratenüberfall erfolgte durch Portugiesen im 15. Jahrhundert. 1586 erfolgte ein Überfall des algerischen Piraten Morato Lanzarote mit 7 Galeeren und 1200 bewaffneten Männern. Der schwerste Überfall ereignete sich im 17. Jahrhundert (1618) durch Tabac Arráez and Soliman, die mit einer Flotte von 36 Schiffen und 4000 Männern über Lanzarote hereinbrachen. Sie stahlen die Schutzheilige aus der Kirche "Nuestra Señora de Guadalupe" in Teguise und nahmen 900 Geiseln - letztlich eines der größten Kidnappings während der Piratenüberfälle auf die Kanarischen Inseln.

Mirador del Rio / (c) Rudek
Mirador del Rio / (c) Rudek

1898 wurde im Famara-Massiv oberhalb der Meerenge "El Río" die 'Bateria del Rio' als eine Artillerie-Basis erreichtet. Kanonen, die heute vor dem Castillo de San Gabriel (Arrecife) stehen, waren hoch über der Meerenge zu La Graciosa in Stellung gebracht.

 

Der auf Lanzarote geborene Künstler Cesar Manrique nutzte den einstigen Ausguck und die Artillerie-Basis, um seinen `Mirador del Río´ zu schaffen. Die heutige Tourismusattraktion bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die Nachbarinsel La Graciosa, aber auch den dramatischen Blick vertikal nach unten auf die dramatischen Kliffs und weit hinaus auf das offene Meer.

 

In Playa Blanca ist das `Castillo de las Coloradas´  (errichtet zwischen 1741 and 1744) bis heute für seine massive Bauweise und robuste Rund-Konstruktion bekannt. Seine Glocke wurde zur Warnung der Einheimischen geläutet, sobald an der Südwestküste Piraten in Sicht kamen.

Arrecife: Castillo San José / (c) Rudek
Arrecife: Castillo San José / (c) Rudek

Der Name der heutigen Inselhauptstadt Arrecife leitet sich von den der Stadt vorgelagerten schwarzen Vulkanriffs ab, hinter denen sich Boote verstecken und vor Piraten geschützt werden konnten. Bis heute zeugen noch zwei Castillos von den intensiven Bemühungen der Selbstverteidigung und des Schutzes der Stadt gegen einfallende Piraten. Castillo San Gabriel ist direkt im Zentrum der gelegen, nah der Fußgängerzone Léon y Castillo und wurde im Jahr 1574 zur Verteidigung des Hafens errichtet.

 

Unglücklicherweise beim Piratenüberfall 1586 zerstört, wurde das Castillo 1599 neu errichtet. Das Castillo San José, unweit der Innenstadt vis à vis des heutigen Kreuzfahrtterminals, wurde 1799 errichtet und blieb bis 1890 in militärischer Nutzung. Bis 1974 wurde es nicht mehr genutzt, als Cesar Manrique es schließlich in ein Museum für Moderne Kunst umbauen ließ (Museo International de Arte Contemporáneo). Ausstellungsobjekte und die massive Architektur formen noch heute eine besondere Atmosphäre.

Cuevas de los Verdes / (c) Rudek
Cuevas de los Verdes / (c) Rudek

 

DER LÄNGSTE VULKANTUNNEL DER WELT

 

Die `Cuevas de los Verdes´ sind eine Top-Attraktion für Lanzarote-Reisende. Mit einer Länge von über 6 km auf der Insel sowie weiteren 1,6 km unter dem Meer, kann ohne Zweifel vom längsten unterirdischen Vulkantunnel der Welt gesprochen werden. Rund 2 km sind öffentlich erschlossen und können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Nicht ohne Grund, schließlich handelt es sich um ein Labyrinth verschiedener Höhlen und Ebenen, die von den Einheimischen als ein geheimer Schutzort bei Piratenüberfällen genutzt wurden.

 

Den Spuren der Piratengeschichte auf den Kanarischen Inseln kann man auf Lanzarote in vielfältiger Weise begegnen. Die Geschichte hinter den Schauplätzen öffnet beeindruckend die Augen für historische Ereignisse und die damit verbundene Hilflosigkeit, Brutalität und daraus entstandenen Bollwerke, welche bis in unsere heutige Zeit erhalten geblieben sind.