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Fast 1.000jährige Tradition: Volksfeste in Würzburg

Orte und Veranstaltungen, wo Menschen zusammenkommen, sind für die Gesellschaft von hoher Bedeutung. Schon seit gut 1.000 Jahren sorgten Messen, Märkte und Feste unterschiedlichster Beweggründe zu einer Auszeit vom Alltag der Menschen, trugen zur Unterhaltung und Belustigung bei, oder dienten auch der Weitergabe von Traditionen, religiösen Handlungen und zur Durchführung von Prozessionen. 

 

Das Frühjahrsvolksfest in Würzburg gilt als das erste große Volksfest eines jeden Jahres in Bayern, welches stets drei Wochen vor Ostern stattfindet. Auf dem Marktplatz wird zeitgleich die Häfelesmess veranstaltet, eine Verkaufsmesse mit Haushaltswaren, die zusammenführt, was einst in einem Voll-Kaufhaus zu finden war -  oder nach neuer Lesart auch als das älteste Pop-Up-Modell im Handel gesehen werden kann.

 

Eines der ältesten urkundlich belegten Feste mit sakralem Hintergrund ist das Kiliani-Volksfest in Würzburg. Bereits im Jahr 1030 wurde dem damaligen Bischof von Kaiser Konrad II. die Durchführung einer Verkaufsmesse genehmigt, welches seitdem anlässlich der sog. 8-tägigen Kiliani-Oktav die Menschen zu Wallfahrten, Gottesdiensten und Veranstaltungen im Dom St. Kilian zu Ehren des gleichnamigen fränkischen Schutzpatrons zusammenkommen lässt. Gleichzeitig zieht es die Menschen fast drei Wochen lang auf dem Volksfestplatz Talavera in das Festzelt, die Fahrgeschäfte und zu den Angeboten der Schausteller, welche das ursprüngliche Kirchenfest abrunden. Die enge Verbindung zwischen Volksfest, Wallfahrt und Verkaufsmesse zählt in Deutschland mittlerweile zu den nur noch wenig verbliebenen Veranstaltungen dieser Art.

 

Trachtenumzug anlässlich des Kiliani-Volksfests in Würzburg
Trachtenumzug anlässlich des Kiliani-Volksfests in Würzburg

Einer der großen Höhepunkte des gelebten Brauchtums ist u.a. der große Trachtenumzug mit über 2.000 Akteuren, welcher am ersten Samstag des Volksfestes durch die Innenstadt zum Festplatz zieht.

 

Eine Besonderheit der Würzburger Volksfeste besteht auch darin, dass die Stadt Würzburg in der Tradition der Jahrhunderte das Marktrecht ausübt und Veranstalterin der Feste ist. Damit ist eine direkte Einflussnahme auf die Qualität, aber auch auf Aspekte der Regionalität gewährleistet. Das Interesse ist nicht zuletzt in der wirtschaftlichen Bedeutung der Volksfeste begründet. Eine Studie des Deutschen Schaustellerbundes gibt hierzu Aufschluss.